Schweißprüfung Arnsberger Wald ohne Richterbegleitung

Am 24.10.2015 fand in den Revieren um Arnsberg und Sundern im Sauerland die erste „Schweißprüfung Arnsberger Wald ohne Richterbegleitung“ statt.

Im Jagdhundeausbildungskurs der Hegeringe wurde vermehrt auf die Vorbereitung der Gespanne auf Nachsuchen Wert gelegt. Diese Prüfung sollte den Abschluss des diesjährigen Kurses darstellen. Aufgrund des großen Interesses wurden jedoch auch vier Hunde mit ihren Führern zu unserer Prüfung eingeladen, die zum Teil aus weit entfernten Revieren anreisten. Alle auswärtigen Führer hatten ihre Hunde bereits erfolgreich auf Verbandsschweißprüfungen bzw. Verbandsfährtenschuhprüfungen geführt. Gemeldet hatten insgesamt sechs Nachsuchengespanne. Am Tage der Prüfung erschienen fünf Hundeführer und stellten sich der Prüfung.

Die Hundeführer und Fährtenleger nach Beendigung der Prüfung

Wir halten es für unsere Aufgabe, die Hunde und ihre Führer so natürlich wie möglich auf ihre spätere Arbeit vorzubereiten. Ziel des Kurses ist es, dem Hund zu vermitteln einer Individualfährte kontinuierlich zu folgen, ohne sich von Verleitungen in die Irre führen zu lassen. Es stellt sich die Frage, was die Individualfährte ist. Sie besteht in erster Linie aus der Bodenverwundung, den Hautschuppen und Fasern sowie sonstigen geruchsgebenden Partikeln des Individuums, dem Schweiß, aber vor allem aus der Angstwitterung, die das verletzte Wild auf der Fährte hinterlässt. Beim Training können wir dem Hund all diese Dinge bieten, bis auf das Wichtigste, die Angstwitterung. Diese kann der Lehrling ausschließlich in der Praxis kennenlernen. Neben der Ausbildung des Hundes sollen auch dem Führer die Grundbegriffe des Führens auf Nachsuchen vermittelt werden. Wir halten es für außerordentlich wichtig, bereits am Anschuss aber auch während der Schweißarbeit Pürschzeichen erkennen und interpretieren zu können. Die Arbeit mit dem Schweißriemen ist ebenfalls Teil der Ausbildung und das Entscheidenste ist es, die Reaktionsweisen unseres Hundes zu erkennen und zu deuten. Ziel ist es also, seinen Hund „zu lesen“.

In den letzten sechzig Jahren sind beim JGHV zuerst die sogenannten „erschwerten Nachsuchen“ als Prüfungen durchgeführt worden. Im Laufe der Zeit entstand die allen bekannte Verbandsschweißprüfung über wenigstens 20 bzw. 40 Stunden. Immer wieder kam es zu kleinen Veränderungen, im Bestreben, der natürlichen Nachsuche so nah wie möglich zu kommen. Schließlich wurde die Fährtenschuhprüfung mit sehr wenig Schweiß und frischen (bzw. eingefrorenen) Schalen eingeführt, von denen man annimmt, dass sie noch Reste der Angstwitterung an die Fährte abgeben. Auch dieses sollte die Prüfung der natürlichen Wundfährte ähnlicher erscheinen lassen. In der Prüfungspraxis haben wir gelernt, dass ein gut eingearbeiteter Hund durchaus einer getretenen Fährte ohne Schweiß sicher folgen kann. Er orientiert sich nur an der Bodenverwundung und an der Individualfährte des Fährtenlegers. Diese Erkenntnis führt uns jedoch zu der Überlegung, ob eine von drei Personen gelegten Schweissfährte den Anforderungen an eine möglichst „naturnahe“ Fährte entspricht. Noch fraglicher erscheinen die Bestimmungen der Verbandsfährtenschuhprüfung. Auf der einen Seite muss der Fährtenschuh die Sohle des Fährtenlegers vollständig bedecken um dessen Witterung nicht zu übertragen, andererseits gehen zwei weitere Richter bei der Herstellung der Fährte mit, um den Fährtenverlauf zu skizzieren und um sich in einem fremden Revier zu orientieren.

Die Bobachtung auf Drückjagden, bei denen stöbernde Hunde GPS-Ortungsgeräte tragen und so jederzeit vom Führer zu verfolgen sind, brachte uns auf die Idee, die Bestimmungen der Verbandsschweißprüfung abzuwandeln. Die Fährte wird auf unserer Prüfung nur von einem Fährtenleger getupft. Aufgezeichnet wird die Fährte von einem GPS-Ortungsgerät der Fa. Tracker. Dieses Ortungsgerät trägt der Fährtenleger am Gürtel. Eine Skizzierung der Fährte durch einen weiteren Richter ist daher nicht notwendig. Am nächsten Tage wird das o.g.Gerät dem zu prüfenden Hundeführer ebenfalls am Gürtel befestigt. Auf diese Weise wird das Gespann am Anschuss eingewiesen und ist von diesem Zeitpunkt auf sich allein angewiesen. Das Gespann hat 90 Minuten Zeit um zum Stück zu gelangen. Jedes Gespann darf jedoch eine Person seines Vertrauens mit zur Fährtenarbeit nehmen, die ihm hilft, sich zu orientieren oder etwaige Pirschzeichen zu finden. Auch das entspricht der späteren Praxis, denn der Schütze sollte die Nachsuchentätigkeit unbedingt begleiten. Es werden keine Preise vergeben. Es gibt nur das Prädikat „erfolgreiche Nachsuche“. Gelangt das Gespann nicht zum Stück handelt es sich eben um eine „Fehlsuche“.

Prüfungsfährte von Ralf Pieper mit Bella. Als rote Linie wird die Prüfungsfährte dargestellt, als blaue Linie die Arbeit des Gespannes

Prüfungsfährte von Ralf Pieper mit Bella. Als rote Linie wird die Prüfungsfährte dargestellt, als blaue Linie die Arbeit des Gespannes

Unter Nutzung oben beschriebener moderner Ortungs- und Kommunikationssysteme der Fa. Tracker sind die Hundeführer im Wald auf sich allein gestellt. Richter und interessierte Zuschauer können das Geschehen online im Suchenlokal verfolgen. Gleichzeitig verfolgen die begleitenden Fährtenleger (Richter) die Arbeiten außerhalb des Fährtengeländes ebenfalls online mit dem Smartphone. Verlässt das Gespann die Prüfungsfährte soweit, dass der Kontakt zur Fährte nicht mehr gegeben ist bzw. hat sich der Führer soweit von der Fährte entfernt, dass keine Aussicht mehr besteht, dass er zur Fährte zurückfindet, wird er über das Handy abgerufen und die Prüfung wird als „Fehlsuche“ abgebrochen. Sollte das Gespann nach 90 Minuten nicht zum Stück gelangen, wird die Fährtenarbeit ebenfalls als „Fehlsuche“ bewertet. Ziel ist es also, ohne jegliche Hilfe, nur seinem Hund vertrauend, die Fährtenarbeit erfolgreich zu beenden. Es werden hierbei auch keine gelochten Eichenblätter ausgelegt, wie es auf anderen ähnlichen Prüfungen üblich ist. Nach unseren Erfahrungen bewegt sich der Hund häufig nicht direkt auf der Fährte, sondern sucht unter Wind manchmal in deutlichem Abstand zur Fährte ohne dabei den Kontakt zu der von ihm verfolgten Individualwitterung zu verlieren. Die modernen GPS-Ortungssysteme für Jagdhunde ermöglichen diese besondere Form der Schweißprüfung. Im übrigen orientieren wir uns an den zur Zeit gültigen Bestimmungen der Verbandsschweiß-Prüfungsordnung des JGHV. Es werden also höchstens 250 ml Rehschweiß verwendet, es werden zwei Wundbetten angelegt und sechs Verweiserpunkte befinden sich im Fährtenverlauf. Die über 20 h zuvor gemäß der zur Zeit gültigen Prüfungsordnung des JGHV gelegte Schweißfährte wird direkt beim Ausbringen bereits mit einem GPS-Gerät aufgezeichnet. Am Tag der Prüfung kann dann im Suchenlokal die aktuelle Position des Nachsuchegespanns jeweils direkt auf einer großen Leinwand von den interessierten Besuchern und dem Kollegium verfolgt und mit der zuvor aufgezeichneten Fährtenspur abgeglichen werden. Der Hersteller „Tracker“ unterstützt die Schweißprüfung durch die Bereitstellung entsprechender Ortungssysteme und Software für die Nachverfolgung.

Am Prüfungsmorgen wird die Corona von den Bläsern begrüßt

Am Prüfungsmorgen wird die Corona von den Bläsern begrüßt

Für die zur Prüfung angemeldeten fünf Nachsuchengespanne wurden am Prüfungsmorgen die vorbereiteten Fährten ausgelost. Die Fährtenarbeiten fanden immer parallel in zwei unterschiedlichen Revieren statt. Begleitet lediglich von einem Jagdhelfer waren sie damit absolut praxisnah unterwegs.

Es waren sechs Gespanne gemeldet, fünf Führer stellten sich mit ihren Hunden der Prüfung:

  1. Prüfungsleiter Dr. U. Loss weist das erste Gespann am Anschuss ein

    Prüfungsleiter Dr. U. Loss weist das erste Gespann am Anschuss ein

    Ronja Reineke Joffer V.T.Roojan
    Rauhhaarteckel, Hündin, N.H.S.B. 2923128, gew. 02.05.2013
    E.A.F.: Harrie Beeker, Koninginnelaan 77c, NL 7315 BN Apeldoorn

  2. Beleni vom Lupusforst
    Steirische Bracke, Hündin, Zb.-Nr. DBV 02035, gew. 13.06.2012
    E.A.F.: Andreas Kaiser, Bogenstrasse 3, 59846 Sundern
  3. Bella
    Bayrischer Gebirgsschweißhund, Hündin, gew. 27.03.2013
    Chip-Nr.: 276093400437312
    E.A.F.: Ralf Pieper, Asmecke 17, 59846 Sundern-Seidfeld
  4. Rambling Gold Fever „Gretel“
    Parson Russel Terrier, Z.B.Nr.: 13019Ü, gew. 11.06.2012
    E.A.F.: Carsten Bürger, 59457 Werl
  5. Eike vom Ziegelweiher
    Deutsch-Langhaar, Rüde, Brsch., Z.B.Nr.469/09, gew.: 24.11.2009
    E.A.F.: Frank Liedmeier, 59505 Bad Sassendorf

Für drei der gemeldeten Gespanne waren die Schwierigkeiten an diesem Tage nicht zu meistern. Sie beendeten die Prüfung mit einer „Fehlsuche“.

Erfolgreiches Gespann: Ralf Pieper mit Bella

Erfolgreiches Gespann: Ralf Pieper mit Bella

Die bayrische Gebirgschweißhündin „ Bella“ mit ihrem Führer Ralf Pieper verfolgte die Prüfungsfährte konsequent, untersuchte Verleitungen nur kurz, um sofort zur Fährte zurückzukehren. Lediglich im Bereich einer Schwarzwildsuhle verließ die Hündin den Fährtenverlauf und kehrte jedoch eigenständig zum Fährtenverlauf zurück. Dort angekommen fiel die Hündin die Fährte an und gelangte konzentriert und ohne Abweichung zum Stück.

Erfolgreiches Gespann: Andreas Kaiser mit Belleni vom Lupusforst

Erfolgreiches Gespann: Andreas Kaiser mit Belleni vom Lupusforst

Die Steirische Brackenhündin „Beleni vom Lupusforst“, geführt von Andreas Kaiser, wurde im Bereich des Schützenbruches abgelegt und beobachtete aufmerksam, wie ihr Führer den Anschuss untersuchte. Gerecht zur Fährte gelegt, folgte sie dem Fährtenverlauf konzentriert bis zum ersten Haken. In diesem Bereich wurde sie jedoch von zahlreichen frischen Schwarzwildwechseln irritiert, so dass sie große Schwierigkeiten hatte den richtigen Anschluss zur Fährte zu finden. Der Führer begann daher die Nachsuche noch einmal am Anschuss. Von diesem Zeitpunkt an folgte die Hündin konsequent dem Fährtenverlauf, zeigte immer wieder kurz Verleitungen an, die jedoch vom Führer aufgrund der unterschiedlichen Arbeitsweisen der Hündin sofort bemerkt und korrigiert werden konnten. Auf diese Weise gelangte das Gespann in die Nähe des Stückes, ging jedoch etwa 40 m an ihm vorbei. Nach ca 30 m bekam die Hündin offensichtlich Wind vom Stück. Es riss sie förmlich herum und sie gelangte so sicher zum Stück.

Martin Krengel koordinierte die Technik aus dem Suchenlokal

Martin Krengel koordinierte die Technik aus dem Suchenlokal

Im Suchenlokal verfolgten die Anwesenden voller Spannung das Geschehen auf der Leinwand. Der Internetbeauftragte des Hegerings Sundern, Martin Krengel, koordinierte von hier die technischen Aspekte der Prüfung, wozu auch ein direkter Kontakt mit einem Mitarbeiter des Systemherstellers Tracker in Finnland zählte. Im Wechsel wurden die beiden jeweils aktuell laufenden Suchenarbeiten projiziert und verfolgt. Auch wenn bei der online-Verfolgung der GPS-Spuren sich letztlich nur eine Linie langsam auf einer Karte weiterentwickelt: Dieses „live dabei“ war für alle Beteiligten hochinteressant. Ein älterer Suchenführer berichtete später zutreffend: „Man konnte eine Stecknadel auf den Boden fallen hören, so spannend war die Übertragung der Arbeiten“. Gewürzt wurden die Wege-Beobachtung der Nachsuchengespanne durch die Anekdoten und Erinnerungen an eigene Nachsuchen, die bei den Zuschauern durch die jeweils aktuellen Entwicklungen auf den Fährten geweckt und ausgetauscht wurden. So schauten alle im Suchenlokal Verbliebenen auch nach mehreren Suchen noch gebannt auf die Entwicklungen „draußen vor Ort“.

Der stolze Hundeführer Ralf Pieper erhält von Herrn Dr. Loss die Urkunde

Der stolze Hundeführer Ralf Pieper erhält von Herrn Dr. Loss die Urkunde

Beim gemeinsamen Abschluss ließen alle Hundeführerer ihre Nachsuche noch einmal Revue passieren. Sie hatten dabei auch Gelegenheit die GPS-Aufzeichnung ihrer eigenen Suchenarbeit als Zeitraffer zu betrachten und den Verlauf der Nachsuche für die Zuschauer zu erläutern.

Interessierte Leser können sich auch jetzt noch die Aufzeichnungen der Arbeiten unter http://www.hegering-sundern.de/spor-2015/ ansehen.

Wir hoffen,dass wir diese Art der Prüfung etablieren und jährlich wiederholen können, ohne dabei in Konkurrenz zu den Verbandsprüfungen treten zu wollen.

Hundeobmann Dr. Ulrich Loss organisierte die Prüfung für die Hegeringe Arnsberg und Sundern. Der Fa. Tracker danken wir ganz herzlich für das Zurverfügungstellen der GPS-Ortungsgeräte und der Apps, die es uns ermöglichten die Arbeit der Gespanne online auf einer großen Leinwand im Suchenlokal zu verfolgen. Bedanken möchte wir uns aber auch für die technische Unterstützung der Geschäftführerin des Deutschen Brackenclubs Frau Sylvia Dreeskornfeld und dem Internetbeauftragten des Hegerings Sundern Herrn Martin Krengel sowie dem zweiten Fährtenleger Arndt Wellbrock.

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