Praxistest im Schwarzwildgatter

Einige heimische Hundeführer nutzten die Möglichkeit, mit ihren Hunden die vom Hegering angebotene Einarbeitung ihrer Hunde am Schwarzwild im Gatter wahrzunehmen. Gemeinsam mit einigen weiteren Hundeführern der Stöberhundgruppe Sauerland trafen sie sich am Schwarzwildgatter Traunstein im Harz. Für die meist noch jungen Hunde war es der erste ernsthafte Kontakt zu den wehrhaften Schwarzkitteln. Konsequenterweise entschied der Gattermeister dann auch, dass ausschließlich in einem Gatter mit Überläufern gearbeitet wurde. Die in einem zweiten Gatter beheimateten Keiler hatten diesen morgen daher ‚jagdfrei‘.

In der Einführung informierte der Gattermeister über einige Grundsätze, aber auch über die Tierschutzrelevanz der Übungsarbeit. So ist über wissenschaftliche Untersuchungen der Gattertiere nachgewiesen, dass die Hundearbeit für sie keinen ernsten Stress auslöst. Das geht soweit, so behauptete der Gattermeister, dass die zwei Wildschschweine nach einiger Zeit quasi im ‚Schichtdienst‘ arbeiten, indem das eine sich in die Suhle absetzt, während das Andere sich weiter von dem Hund verfolgen lässt. Diese Behauptung führte bei dem ein oder anderen Zuhörer zunächst zu einem ungläubigen Schmunzeln.

In Brauchbarkeitsprüfungen in Sachsen-Anhalt ist die Schwarzwildarbeit im Gatter als eigene Eignungskategorie verankert. Hierzu muss der Hund in dem typischerweise etwa 1 ha großen Gatter die Wildschweine innerhalb von 3 Minuten finden, anschließend müssen diese für weitere 5 Minuten in Bewegung gehalten werden. Idealerweise soll der Hund dabei stets einen gebührenden Abstand zu den Wildschweinen halten und sich nicht auf eine direkte Auseinandersetzung mit dem wehrhaften Wild einlassen. Die Herausforderung für die Hunde in der Prüfung besteht dabei zu einem guten Teil darin, die Wildschweine in der verfügbaren Zeit überhaupt zu finden. Da der Geruch der Wildschweine im Gatter naturgemäß allgegenwärtig ist stellt dies oftmals eine ernste Hürde dar, an der mancher Prüfling scheitert.

Die ersten Hunde durften sich dann daran versuchen, die zwei wohlgenährten Überläufer in Bewegung zu bringen. Der erste Jungspund ging die Suche gemütlich an und zeigte sich auch durchaus beeindruckt von den großen Tieren. In der Folge konnte sich dann ein Hund nach dem Anderen versuchen. Dabei wurden die unterschiedlichen Jagdanlagen der Saujäger sehr deutlich. Von ‚ich guck dann mal, und ein bisschen lauf ich auch hinterher‘ bis zum konsequenten Anrührer, der über 5 Minuten für sportliche Bewegung im Gatter sorgte, waren alle Charaktere zu beobachten. Die Schwarzkittel waren dabei absolut kooperativ, indem sie keinerlei Aggressionen gegenüber den Hunden zeigten, sondern stets großräumig durch das Gatter auswichen.

Gerade für die Hundeführer der Junghunde war es sehr wertvoll, ein Eindruck von dem Jagdverhalten ihres jungen Jagdhelfers am Schwarzwild bei guter Beobachtungsmöglichkeit zu erhalten. Insbesondere konnte man einen Eindruck des unterschiedlichen Lautverhaltens der Hunde bei unterschiedlichen Bewegungssituationen erhalten. Vom Standlaut über das lockere Anrühren bis zur zügigen Hetze wurde alles gezeigt (und vernommen). Den wenigen Anfangs etwas zurückhaltenden Hunden wurde nach einer ersten Runde ein zweite Chance gegeben. Bei allen Hunden war im zweiten Durchgang ein deutlich selbstbewussterer Einsatz gegenüber dem ersten Einsatz zu sehen, so dass alle Hundeführer einen absolut zufriedenstellenden Einsatz ihres Jagdkameraden in Erinnerung behalten dürfen.

Nach einiger Zeit hatte der erste Überläufer dann tatsächlich keine Lust mehr. Er suchte sich eine kühle Suhle, direkt an genau der Stelle am Gatterzaun, hinter dem alle nicht arbeitenden Hunde warteten – und damit einer besonderen Gelassenheitsprüfung ausgesetzt waren. Bestanden hat diese schlussendlich nur das Wildschwein, das, von Mensch, Hund und Hundegebell völlig unbeeindruckt, sein Schlammbad nahm. In dieser Zeit leitete der zweite Überläufer fleißig den gerade jagenden Hund in großen Bögen durch die Fläche.

Im Nachgang waren sich alle Hundeführer einig, dass die gewonnenen Erfahrungen ausgesprochen hilfreich für die weitere jagdliche Arbeit mit den Hunden am Schwarzwild sind. Bedauerlich ist, dass in räumlicher Nähe zum Sauerland keine entsprechende Gatter existieren. Die von den Jägerschaften in Sachsen-Anhalt und Thüringen unterhaltenen Schwarzwildgatter bieten aber auch Jägern aus anderen Bundesländern die Möglichkeit zur Praxisarbeit mit ihren Hunden. Eine Übersicht ist bei der Deutschen Jagdzeitung verfügbar. Der DJV berichtet aktuell über die Erfahrungen der ersten 10 Jahre der Kompetenzgruppe Schwarzwildgatter, in dem auch ein Videofilm die Gatterarbeit darstellt ist.

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